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Was ist das Christliche am Christentum? Nie in
der Kirchengeschichte hat der Verweis auf eine Mehrzahl zu glaubender
Mysterien als letzte Antwort befriedigt, immer wurde ein Einheitspunkt
angezielt, von dem her die Glaubensforderung sich rechtfertigt: ein
Logos, wenn auch besonderer, so doch überzeugender, ja überwältigender
Art, der aus den «zufälligen Geschichtswahrheiten»
ausbrechend ihnen Necessität verleiht. Wunder, erfüllte
Weissagungen mögen ihre Rolle spielen (deren Deutekraft seit
der Bibelkritik der Aufklärung erheblich vermindert erscheint),
der Bezugspunkt, auf den sie verweisen, liegt jenseits von ihnen.
Die Väterzeit, das Mittelalter, die Renaissance, deren Ausläufer
bis zur Gegenwart reichen, haben den Bezugspunkt kosmisch-weltgeschichtlich
angesetzt; die Neuzeit seit der Aufklärung hat hinübergewechselt
zu einem anthropologischen Zentrum. Ist der erste Versuch zeitgeschichtlich
begrenzt, so ist der zweite systematisch verfehlt: was Gott in Christo
dem Menschen sagen will, kann weder an der Welt im ganzen noch am
Menschen im besonderen eine Normierung erhalten; es ist unbedingt
theo-logisch, besser theo-pragmatisch: Tat Gottes auf den Menschen
zu, Tat, die sich selber vor dem Menschen und für ihn (und so
erst an ihm und in ihm) auslegt. Von dieser Tat soll nun ausgesagt
werden, daß sie glaubhaft sei nur als Liebe: gemeint ist Gottes
eigene Liebe, deren Erscheinung die der Herrlichkeit Gottes ist.
Vorrede des Verfassers |