In der Heiligen Schrift gibt es zwei Gruppen von
Aussagen vom Gericht über die Menschen. Die eine betont, dass
Christus für alle Menschen gelitten hat und gestorben ist, dass
Gott unbedingt das Heil aller will. Die andere Gruppe spricht eindeutig
vom Gericht und von der Verurteilung derer, die sich ihrer Nächsten
nicht erbarmten, und darum mit ewiger Verdammung bestraft werden.
Dieser scheinbare Widerspruch verbietet es uns, im voraus wissen zu
wollen, wie das Gericht Gottes ausgeht: «Wir stehen ganz und
gar unter dem Gericht und haben kein Recht und keine Möglichkeit,
dem Richter vorweg in die Karten zu schauen.» Die Rede über
die Hölle hat nur einen Sinn: «... den Menschen dahin zu
bringen, sein Leben im Angesicht der realen Möglichkeit ewigen
Scheiterns zu meistern und die Offenbarung als einen Anspruch von
letzter Ernsthaftigkeit zu verstehen» (J. Ratzinger). Das ernsteste,
was es gibt, ist nicht die Strafgerechtigkeit Gottes, sondern seine
Liebe. Darum ist die «Hoffnung für alle» dem Christen
nicht nur möglich, sondern geradezu geboten.
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