Ephräm der Syrer (* gegen 306 in oder bei Nisibis in Mesopotamien, † 18. Juni 373) gehört zu den syrischen Vätern, die sich früh als ‹Bundessöhne› mit asketischen Lebensanschauungen vital befassten und als Vorgänger der eigentlichen Wüstenväter gelten dürfen. Ihr existentielles Erscheinungsbild dokumentierte sich gleicherweise durch Zurückgezogenheit und eine aktive Zeitgenossenschaft, die es keinesfalls vermied, zur kirchlichen Situation Stellung zu nehmen. Das dokumentiert sich bis heute vor allem in (ost)syrischen Texten, in denen eine ausserordentlich freie Spiritualität sich zu entfalten vermochte. Wenn man sich fragt, was die Freiheit dieser Texte darstellt, dann ist es aller Rhetorik voran der unerhörte Bilderreichtum, der sich in authentischer freiheitlicher Fülle auszubreiten vermag.
Besonders spannend sind seine ‹Hymnen de fide› (= über den Glauben). Ich wüsste keinen vergleichbaren spirituellen Autor, der ebenso frei und erfinderisch bildhaft den christlichen Glauben befragt und benennt. Der Glaube ist in dieser Sprache wahrnehmbar als der Lebensmodus, darin der Antrieb des Heiligen Geistes unmittelbar spürbar wird.
Eine Auswahl aus den ‹Hymnen de fide› soll an charakteristischen Beispielen aufzeigen, welche Dynamik die syrischen Christen (die heute in aller Welt heimisch werden mussten) damals bewegt hat.
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